Die Füsse der Kleinen – ein grosses Thema

«Mein Sohn knickt irgendwie ein mit seinen Füssen – ist das normal?» Die beschriebene Unsicherheit kennen wohl viele Mütter. Die Fussstellung der Kinder beschäftigt die meisten Eltern, wenn ihre Kinder zum ersten Mal auf die Füsse stehen. Eine gesunde Entwicklung des kindlichen Fusses beginnt allerdings schon viel früher – bereits in der Schwangerschaft. Beachten wir ein paar wesentliche Dinge, so können wir die Entwicklung der Kinderfüsse optimal und einfach unterstützen. In diesem Beitrag möchte ich die wichtigsten Meilensteine in der Fussentwicklung benennen und Ihnen Tipps zur Unterstützung der Fussentwicklung geben.

Fussentwicklung in den ersten Monaten

Bereits in den 8.-9. Schwangerschaftswochen werden Hand- und Fusspaddel ausgebildet und die ersten unwillkürlichen Bewegungsmuster werden vom Embryo geübt. In der 12. Schwangerschaftswoche verfügt der Foetus über 14 Bewegungsmuster, dazu gehört auch der Hand-Fuss-Gesicht-Kontakt. Es sind wichtige erste Schritte in der motorischen Entwicklung und im Speziellen auch in der Fussentwicklung des Kindes. Nach der Geburt übt das Kind die gespeicherten Bewegungsmuster gegen die Schwerkraft – eine neue Herausforderung. Im 4.-6. Monat, sollten die Säuglinge eine immer bessere Stabilität in der Mittellinie auf dem Rücken zeigen. Diese ermöglicht es ihnen das Becken zu heben und mit den Händen zuerst zu den Knien und anschliessend zu den Füssen zu wandern, um diese zu erkunden. Ein paar Wochen später nimmt der Säugling die Füsse bestenfalls in den Mund. Die Füsse werden nun also sensorisch – über das Spüren – in das bewusste Körperschema des Kindes integriert. Die Füsse sind Teil vom «ICH». Deshalb sollten Eltern ihre Kinder möglichst oft nackt oder in Windel lassen, nur so können sie sich spüren. Und keine Angst, die Kleinen bekommen nicht so schnell kalte Füsse wie wir, Zimmertemperatur (20°+) ist da vollkommen in Ordnung.

Fussmuskeltraining in den Bewegungsübergänge

Auch in Bauchlage beginnt der Säugling über die Hüftstreckung, die Füsse vermehrt gegeneinander zu reiben und sich somit zu erkunden. In Bewegungsübergängen, wie Sich-Drehen und später in der seitlichen Gartenzwergstellung, üben die Säuglinge Bewegungen im unteren Sprunggelenk – sie kippen den Fuss nach innen und aussen und platzieren ihn auf der Unterlage. Beim Robben benützen die meisten Kinder ihre Füsse für den Abstoss. Erst im Vierfüsslerstand und beim Kriechen trainieren die Kinder spezifischer die Bewegungsfreiheiten im oberen Sprunggelenk bis sie schliesslich über den Halbkniestand oder Bärenstand aufstehen und die Füsse erstmals mit ihrem gesamten Körpergewicht belasten. Nun ist eine gut vorbereitete Fussmuskulatur entscheidend und das Training während der vorherigen Bewegungsübergängen zahlt sich aus.

Schuhe – ab wann und welche?

Ab wann sollten wir denn nun den Kindern Schuhe anziehen? – Auch hier gilt weiterhin das Credo; möglichst oft und lange barfuss belassen, nur so haben die Kinder die besten Voraussetzungen, ihre Fussmuskulatur fortlaufend zu trainieren, ihr Gleichgewicht auf den verschiedenen Unterlagen zu verbessern und viele Informationen über das Spüren aufzunehmen. Schuhe haben grundsätzlich nur den Zweck, vor Verletzungen, Nässe und Kälte zu schützen. Daher sollten sie auch nur in diesem Sinne und eben erst ab/ für längere(n) Gehstrecken im Freien angezogen werden. Bei der Wahl des passenden Kinderschuhs gilt es zudem zu beachten, dass sie die Füsse in ihrem natürlichen Bewegungsverhalten wenig einschränken, damit die Fussmuskulatur gebraucht wird und bleibt. Kinderschuhe – und im Übrigen auch Erwachsenenschuhe – sollten so sehr dem Barfussgehen ähneln als möglich. Eine flexible, dünne Sohle mit einer grossen Zehenbox und geringer Sprengung (Absatz an der Ferse) sind entscheidend. Das Allerwichtigste – was zu häufig vernachlässigt wird – ist genügend Platz für die Zehnen, damit die sich frei bewegen können beim Gehen. Eine Studie aus Österreich aus dem Jahr 2009 mit Kindergartenkindern zeigte, dass 80% der untersuchten Kinder zu kleine Hausschuhe und 70% zu kleine Strassenschuhe trugen, weshalb sich deren Zehen durch die Einzwängung unnatürlich einrollen mussten. Aus derselben Studie gehen die aktuellen anerkannten Richtwerte hervor; am grösseren Fuss müssen von der längsten Zehe aus min. 12mm und max. 17mm dazugerechnet werden, dann ist die Länge des Schuhes passend. Um ebenfalls die Breite des Kinderfuss zu erfassen, empfiehlt es sich, eine Kartonschablone der Füsse anzufertigen und anschliessend bei der längsten Zehe die besagten 12mm dazuzugeben, um schlussendlich mit jener Schablone die Grösse der (neuen) Schuhe zu testen. Fügt sie sich problemlos ein, so trägt das Kind die passende Schuhgrösse. Bitte beachten Sie dabei, dass Füsse bei Kindern im Alter von 1-3 Jahre durchschnittlich 1.5mm pro Monat und bei Kindern im Alter von 3-6 Jahre 1mm pro Monat wachsen können. Es lohnt sich also, die Grösse regelmässig zu überprüfen. Sie sehen, die Füsse der Kleinen sind ein grosses und umfassendes Thema, das noch längst nicht ausgeschöpft ist. Zögern Sie deshalb nicht, uns bei weiteren Fragen zur Fussentwicklung, zum Schuhkauf oder betreffend Fussstellung, -haltung Ihres Kindes zu kontaktieren. Wir beraten Sie und ihr Kind gerne!

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